13 Juni, 2007

Der Fall: Episode 11

In der Nacht hatte ich wildes Hirnkino. Daran werden wohl die Schmerzmittel, die unentwegt aus dem Tropf tropften, nicht unbeteiligt gewesen sein. So ging es auch die nächsten Nächte weiter. Wenigstens gab es im Schlaf keine Langeweile.

Sonntag. Da liegt man rum und grübelt. Am besten den Fall mal genau analysieren und alles aufschreiben, dann bringt Grübeln auch Ergebnisse.

Ich konnte durchs Fenster nur die veränderbare Postkarte sehen. Die Stadt war nur akustisch wahrzunehmen. Das typische Gehupe, aber auch die vielen Sounds unterschiedlicher Motorräder drangen herein. Bollernde Eintöpfe, seltener kreischende 4Zylinder, was hier fast immer Hornets sind. Touri-Moppeds sind gemeinhin unhörbar. Zwischendurch mal ein V2, meist Ducatis. Da habe ich immer gleich das Bild vor Augen, wie sich senkrecht aufsteigenden dicken Rohre zum Underseat-Dämpfer durchs Rahmengeflecht würmeln.

Da! Wieder so eine tonschöne 998. Kommt näher. Fährt offensichtlich viele Spitzkehren. Nee, ist keine Duc. Die Zündabstände sind anders, die Schaltdrehzahl niedriger. Dann ist sie ganz nah und wird abgestellt. Das muss direkt unter meiner Postkarte sein. Ein letztes Schnüff-Ansaug und Poff-Absaug - die Vermutung bestätigt sich. Das kann nur eine Buell mit adäquater Abgasanlage sein!

Zwei Minuten später steht Willi im Raum. Auch ihn erreichten offenbar die Buschtrommeln. Als er in Moppedmontur reinkam, wurde er vom Personal auch ohne Fragen gleich in mein Zimmer geschickt. Welch Freude!

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